Die WirtschaftsWoche hat einige HR-Verantwortliche und Recruiter nach ihren Erfahrungen gefragt. Die Meinungen gehen auseinander, von voller Akzeptanz bis hin zur Meinung, dass man die schriftliche Bewerbung eh nur als Türöffner sehe und alles vom Gespräch abhinge, ist alles dabei. Eines jedoch wird deutlich: Ein erkennbar von einer KI geschriebener Text diskreditiert die Bewerbung nicht überall und nicht per se. Ob man ihn überhaupt sofort erkennt, ist eine andere Frage.
Hier aber scheinen Personaler sehr gut gerüstet oder mit einem feinen Gespräch gesegnet. Jedenfalls bekunden einige, dass sie eine mithilfe von KI geschriebene Bewerbung an steril wirkenden oder generischen Textpassagen erkennen. Weiterhin scheinen vor allem Berufseinsteiger und Praktikanten, also die junge Generation affin zu sein. Executives nutzen nach unseren Einblicken bis dato offenbar seltener bis nie eine KI-Lösung.
KI vor allem bei einfachen Bewerbungen
Das ist nicht weiter verwunderlich, da Bewerbungen in der Frühphase der Karriere zumeist einfache Fälle sind. Teilweise werden von Unternehmen gar keine Anschreiben mehr verlangt und oft haben die jungen Leute schlicht noch nicht genug erlebt, um eine besonders aussagefähige Bewerbung schreiben zu können, die sich in vielen persönlichen Nuancen unterscheidet. Auch haben sie selten mit großen Lücken im beruflichen Werdegang oder sonstigen erklärungsbedürftigen Umwegen, Entscheidungen oder Umwegen zu kämpfen. Da fehlt einem schon mal die Kreativität, den kurzen Werdegang irgendwie aufzuhübschen oder interessanter zu machen.
Ganz anders bei vielen erfahrenen Fach- und Führungskräfte, sie müssen oft selektieren und gewichten zwischen vielen Erfolgen, Meilensteinen, Stationen, Aufgabenfeldern oder Weiterbildungen. Auch sie verfügen nicht unbedingt über genügend Kreativität, aber die benötigen sie meist auch nicht. Hier geht es vor allem darum, einer Bewerbung die optimale Ausdruckskraft im Sinne des eigenen Anliegens und Ziels in Abgleich der jeweils passenden Vorzüge zu verleihen.
Hier kann KI einige Anregungen geben, jedoch kommt ein überzeugendes Anschreiben quasi immer aus dem eigenen Herzen oder ist das Ergebnis eines ebenso rationalen wie emotional geprägten Entwicklungsprozesses mit erfahrenen Ratgebern oder Coaches. Wer bei Bewerbungen Hilfe oder Anregung sucht, möchte nicht selten auch das berühmte Bauchgefühl und die ganz eigene Situation abgleichen. Die letztlich auf Statistik beruhenden Methoden nebst mangelnder Empathie der KI sind dann genau nicht förderlich. Es ist ja gerade der menschliche Faktor gefragt! Dies gilt sowohl für den Entstehungsprozess als auch für die Empfänger im Unternehmen. Wer Menschen sucht, möchte in der Regel keine Maschinentexte oder Standardfloskeln lesen.
So gesehen, gilt für die Berufseinsteiger das Gleiche: Wenn schon, denn schon. Wenn ich mich also entscheide, ein Anschreiben oder Motivationsschreiben zu erstellen, dann sollte es persönlich sein und darf, ja sollte durchaus menscheln.